Anne Schnurpfeil berichtet aus Lake Orion (Michigan / USA)

Genug vom Alltag – Raus ins Leben, aber richtig! Mein Leben hier war schoen, ich hatte nichts auszusetzen an meiner Heimat und Familie, ausser, dass alles das Gleiche war. Da ich schon lange von amerikanischen High Schools getraeumt habe, entschied ich mich schnell ein ganzes Jahr nach Amerika zu gehen. Nach der ausfuehrlichen Anmeldung fuehlte sich das Warten auf eine Gastfamilie fuer mich wie eine Ewigkeit an, doch schon im Juni bekam ich den langersehnten Anruf der mir mitteilte, dass sich eine Familie in Michigan gefunden hat.

Die Vorfreude war riesig! Auch wenn ich schon davor oefter in Michigan war, konnte ich es nicht erwarten, endlich meine Gastfamilie kennen zu lernen. Kontakt zu ihnen hatte ich davor nur einmal ueber Skype und fand sie sofort sehr sympatisch.

Bis zum Abflug wurde ich regelmaessig mit kleinen Informationsbriefen und einem Vorbereitungstreffen in Berlin von GIVE vorbereitet. Dies alles kam mir sehr zu Gunsten und nahm mir die Angst.

Am 21. August ging es dann fuer mich los: Abschied von Familie und Freunden und Hallo neue Welt! (der Abschied fiel mir ueberraschend leicht!) Begruesst wurde ich von meinen beiden 54 jaehrigen Gasteltern und meiner 17 jaehrigen Gastschwester mit einem grossen gruenen Willkommens-Plakat, auf dem die ganze Familie und das ganze Cross Country Team unterschrieben hat. Am Abend gab es dann noch typisch amerikanisches Abendbrot mit Burgern und fries im Restaurant und dann ging es auch schon in mein Neues zu Hause, in dem ich ein eigenes Zimmer hatte.

Am naechsten Morgen ging es gleich zum ersten Cross Country Training. Die Leute waren super nett und haben einige Fragen gestellt. Da ich auch davor schon oft gerannt bin, war ich eine der schnellsten im Team und kam sogar ins Varsity Team (7 besten Laeufer von insgesamt 60). Training war jeden Tag gleich nach der Schule und in den Ferien jeden Morgen. Es hat mir sehr sehr viel Spass gemacht im Wald zu rennen und mit dem Team an Wettkaempfen teilzunehmen. Auch die Pasta Pasties vor jedem Wettkampf waren wie ein kleines Highlight.

Die Schule selbst war RIIIEESSIIGG!!! In der High School waren nur die Klassen 9 bis 12 vertreten und wir hatten 2600 Schueler, eine super grosse Schule, 3 Baseball Felder und ein Football feld, ausserdem noch eine Turnhalle und eine sehr grosse Schwimmhalle fuer das Schwimmteam. Wir konnten von ueber 100 Faechern waehlen. Davon waren Englisch, History und Government Pflicht. Aber auch solche nicht geliebten Faecher wurden sehr angenehm und lustig gestaltet. Ausserdem hatte ich AP Physics (Uni-Level), Spanisch, Drama1 und 2, Mathe und Keramik. Schwer war die Schule definitiv nicht! Ich habe mich oft stark unterfordert gefuehlt (ausser im AP kurs, der gleicht ungefaehr unseren Anforderungen) dafuer konnte ich allerdings mehr ausserschulisch geniessen, d.h. mich auf Cross Country konzentrieren, zu Football spielen gehen, die immer ueberfuellt waren und oft das Highlight der Woche dargestellt haben, mich mit Freunden treffen oder zu Schulveranstaltungen gehen. Da gab es vor allem in der Woche vor Homecoming die sogenannte Spirit Week. Einmal traten die verschiedenen Klassenstufen gegeneinander an, dann haben viele Schueler kleine Schauspiele vorbereitet und einmal kam sogar ein Hypnotiseur. Waehrend der Woche hat sich natuerlich auch jeder den vorgegebenen Mottos entsprechend gekleidet (Harry-Potter Character Day, Neon and white day, etc.).

Die meisten Freunde habe ich im Cross Country, AP Physics, Drama und vor allem waehrend Lunch gefunden! Meistens kamen meine beiden besten Freunde (eine aus Deutschland und die andere aus Brasilien) zu mir zum Sleepover. Meine Gastmutter hat mich und meine Gastschwester immer dazu animiert jemanden einzuladen und etwas zu unternehmen. Sie war da immer sehr offen fuer alles. Ansonsten habe ich mit meinen Freunden oefter was gebacken, war im Park, hab Hausaufgaben erledigt oder wir sind zum Zoo oder Cedar Point in Ohio gefahren (Achterbahnpark). Leider habe ich erst gegen Ende des Jahres sehr gute amerikanische Freunde gefunden, Austauschschueler als Freunde allerdings schon in der ersten Woche.

Anfangs wollte ich mich nur an die Amerikaner wenden und nicht an die Austauschschueler, da ich ja auch mein Englisch verbessern wollte, aber Austauschschueler verstehen einen einfach und sind die besten Leute ueberhaupt!

Sport zu machen kann ich euch nur empfehlen, da Amerikaner sich wirklich nur das Noetigste bewegen… manche nehmen sogar das Auto zum Briefkasten!  Ausserdem macht es dort sehr viel Spass in einem Team zu sein. Jeder ist stolz darauf, man zieht in der Schule seine Uniform an oder macht sich besonders schick, wenn am selben Tag ein Wettkampf bevorsteht und hat Teamsleepovers. – Klasse!

Was ich von der Ernaehrung mitbekommen habe ist, dass sich einige sehr bewusst und gesund ernaehren und sogar einen Ernaehrungsplan verfolgen, andere sich dagegen mit fritiertem und ueberzuckertem satt essen, aber trotzdem sehr duenn sind! Meine Gasteltern beispielsweise waren Vegetarier, da sie Fleisch als sehr ungesund empfanden… wenn es dann aber um SUessigkeiten und Fett ging konnten sie sich nicht halten.

An Reisen habe ich auch ein wenig erlebt. Wir sind zu Weihnachten und ueber Spring break nach Florida gefahren (JA – Gefahren!!!), waren dreimal in Ohio um Verwandte zu besuchen oder zum Cedar Point zu fahren und am Ende des Jahres sind wir noch nach Chicago und Mackinac Island gefahren, was auch super schoen war! An so einem ASSE field trip habe ich nicht teilgenommen, aber sehr viel Positives darueber hegoert (besonders ueber den Hawaii Trip!!!) Meistens haben wir bei uns in der Naehe etwas unternommen, wie in einem Oldie zum EIsladen zu fahren oder zu Fall Retreats oder anderen Veranstaltungen von der Kirche aus zu gehen.

Vor der Kirche dort solltet ihr auch keine Angst haben. Viele, aber nicht alle Amerikaner, sind glaeubig. Der Gottesdienst an sich wird immer sehr abwechselnd und unterhaltend gestaltet. Die Leute dort sind sehr offen und helfen einem sehr gerne. An manchen Abenden wird auch gesungen oder die Jugendlichen kommen zum Spieleabend zusammen.

Meine Erfahrung im Allgemeinen war es, dass man sich auf keinen Fall zu viele Vorstellungen machen sollte und es einfach auf sich zukommen lassen sollte. Macht alles mit, was euch angeboten wird, seit freundlich und fuer alles offen! Natuerlich wird es auch schwere Zeiten geben, wo ich euch nichts sehnlichster wuenscht, als nach Hause zurueck zu kehren! Aber auch diese Zeit wird vergehen und danach wird es sogar noch schoener! So ein Jahr gibt einem viel Erfahrung – sehr viel. Und egal wie selbststaendig oder erfahren ihr euch schon einschaetzt – nach dem Jahr werdet ihr es noch mehr sein. Man sieht die Welt mit anderen Augen und lernt, ueber etwas zweimal nachzudenken, bevor man sich auf eine Meinung festlegt. Die Erfahrung die man sammelt ist unbezahlbar!

Ueberlegt nicht lange – tut es! Ihr werdet hier nichts verpassen!

(P.S. fuer weitere Fragen stehe ich euch natuerlich gerne zur Verfuegung!!! Meine E-Mail ist: aschnurpfeil_ett_@web_dot_.de)

Anne Schnurpfeil

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