Katharina Grugel berichtet aus Troy (Kansas / USA)

Ich kann mich noch genau erinnern, wie nervös ich am Abflugdatum war. Am 15. August ging es früh morgens in Hannover los. Wochenlang fieberte man nur so darauf hin, plante alles durch, hat man auch alles? Hoffentlich gefallen der Gastfamilie die mitgebrachten Gastgeschenke? Viele Gedanken schossen mir plötzlich durch den Kopf. Nach einer traurigen Verabschiedung dachte ich nur nach vorn, ab nun an bin ich ganz auf mich alleine gestellt.

Nach einer langen Reise über Frankfurt und Chicago war ich endlich in Kansas City angekommen. Dort wartete meine Gastfamilie freudestrahlend. Ich war total aufgeregt, aber auch erleichtert, dass ich gut angekommen bin. Das erste woran ich mich an meiner neuen Heimat gewöhnen musste, waren die klimatischen Bedingungen 107 Fahrenheit, gute 45 Grad waren es bei meiner Ankunft. Ca. 2 Mailen vom Flughafen entfernt hatte das Auto einen Motorschaden, daraufhin saßen wir alle 3 Stunden bei Taco Bell (mexikanische Fast Foodkette). Meine Gastfamilie lachte nur und den wohl oft gehörten Satz an diesem Tag war: “Welcome in America“ und so fing ein unglaubliches Jahr voller Erfahrungen an.

Alles war so neu und aufregend, wie war die Schule? Die Einwohner? Und vor allem die Familie? Es ging alles sehr schnell und in ca. vier Wochen habe ich mich eingelebt. Ich lernte Familie und Freunde kennen. Besonders freute ich mich auf die Schule. Meine High School war sehr klein und hatte nur 100 Schüler und 10 Lehrer,  nicht zu vergleichen mit meinem Gymnasium in Deutschland. Doch das tolle an den amerikanischen Schulen ist der riesige School Spirit, besonders zu Footballspielen und anderen Veranstaltungen trugen alle T-Shirts, Caps, der Schule. Zum Glück fand ich sehr schnell Anschluss und tolle Freunde. Trotz des leichten Unterrichts und der wenigen freien Tage hatte ich immer viel Spaß. Nach ca. 2 Wochen hatten wir unsere erste Tornadowarnung, so was hatte ich noch nie vorher erlebt. Alle gingen in den verbunkerten Keller. Am nächsten Tag haben wir einen Tschechischen Austauschschüler vom Flughafen abgeholt, der ebenfalls bei uns lebte.

Schon nach vier Wochen ging es in den Urlaub nach Colorado! Es war super, wir sind mit der ganzen Familie hingefahren, und unser Ferienhaus lag in den Rocky Mountains. Eine ganze Woche haben wir Elche, Bären, etc. gesehen. Und die Landschaft war einfach traumhaft schön. Wir haben Bergwanderungen gemacht, haben im eiskalten Fluss gebadet und vieles mehr. Zwei Wochen später musste der andere Austauschschüler wegen unsozialem Verhalten die Familie verlassen, und  somit war dann nur noch ich die einzige Schülerin.

Die Wochen vergingen und im Oktober feierten wir Halloween. Alle haben sich verkleidet und ich schnitzte mit meinen Gastgeschwistern Kürbisse.

Im November kam der erste Schnee, der bis März anhielt. Gegen Weihnachten kam dann das erste Mal Heimweh auf, nach all den Weihnachtsboxen mit deutschen Weihnachtsleckereien und Schokolade. Doch es verging sehr schnell und ich hatte mein erstes amerikanisches Christmas.

Im Januar hatten wir einen Eissturm, so stark wie vor 60 Jahren das letzte Mal. Alle Strommasten sind abgebrochen, die komplette Stadt und die Städte um uns herum hatten für eine Woche keinen Strom. Das heißt nichts funktionierte mehr, kein Kochen, kein heißes Wasser, kein Duschen, kein Licht, keine Heizung, nichts! Außerdem hatten wir minus 30 Grad und hüfthoch Schnee. Das war ein Erlebnis, wie ich es nie vergessen werde.

Mit der Schule ging auch das Jahr rasend schnell herum, und mit der Zeit freute ich mich auch wieder auf zu Hause. Meine Gastfamilie feierte mit meinem Geburtstag gleichzeitig auch meine Good Bye Party.

Es war hart Abschied zu nehmen von Freunden und Familie, die man im Laufe des Jahres lieb gewonnen hatte. Aber nur für kurze Dauer, denn schon in diesem Jahr besuche ich meine Gastfamilie noch einmal.

Zu Hause erwartete meine Familie mich mit einem Willkommensschild am Flughafen. Es dauerte nicht lange bis ich wieder in mein „altes Leben“ hinein geschlüpft bin. Ich werde das Jahr bestimmt nicht vergessen.

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