Anne-Kathrin Franke berichtet von der Oak Park High School - Winnipeg (Manitoba / Kanada)

Mein Name ist Anne, ich bin 16 Jahre alt und am 31. Januar diesen Jahres sollte es für mich losgehen – das Abenteuer meines Lebens. Noch einen Tag vor meiner Abreise, war von Aufregung kaum eine Spur, doch als es für mich früh am Morgen in Frankfurt losgehen sollte, wurde mir doch etwas komisch zumute. Trotzdem überwog die Vorfreude auf meine spannende Zeit in Kanada.

Ich flog gemeinsam mit einigen weiteren Schülern über Toronto nach Winnipeg. Dort angekommen hatten wir eigentlich kaum Zeit, um uns auf unsere Familien vorzubereiten, denn schon schnell trafen wir auf sie. Als ich die Rolltreppe herunterfuhr, sah ich sie schon von weitem freudig winken – meine Gastmama, Joanne, und meine zwei Gastschwestern, Andrea (19, Mexiko) und Kelly (18, China). Die beiden hatten ein Willkommensplakat mit den Worten „Welcome to Canada, Anne Franke“ gebastelt und ich wurde herzlich umarmt, sodass ich mich gleich als Teil der Familie gefühlt habe. Zuhause angekommen lernte ich noch meine kanadische Gastschwester, Bronwyn, kennen.

Meine erste Woche verlief leider ein wenig anders als geplant. Ich war krank, meine Gastschwestern mussten in die Schule, um ihre Examen zu schreiben und meine Gastmutter musste arbeiten, sodass ich hauptsächlich allein zu Hause war. Das erste Heimweh kam auf und ich wäre am liebsten in den nächsten Flieger nach Hause gestiegen.
Sobald die Schule jedoch auch für mich losging, war davon nicht mehr die Rede.

Ich lernte gleich am ersten Tag all die anderen „International Students“ kennen, welche ich später zu meinen engsten Freunden zählte. Mein Stundenplan sah wie folgt aus:

Period A: Family Studies

Period B: Maths
Period C: Home Economics

LUNCH
Period D: Geography (integrated)

Period E: English Language Arts (integrated)

Schule in Kanada unterscheidet sich grundsätzlich von der in Deutschland. Pro Semester (5 Monate) wählt jeder Schüler fünf Unterrichtsfächer, in denen er dann jeden Tag unterrichtet wird.

Die Schule hat für mich morgens um 8:30 Uhr mit „Oh Canada“ begonnen. Alle Schüler blieben beim Anspielen der Hymne dort stehen, wo sie sich gerade befanden und hörten auf zu reden, was mich persönlich total beeindruckt hat. Eine Unterrichtsstunde dauerte an meiner Schule 68 Minuten und zwischen den einzelnen Stunden hatten wir gerade einmal vier Minuten Pause, um die Räume zu wechseln.
Was mir an dem kanadischen Schulleben jedoch am besten gefallen hat, war das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler, welches geradezu freundschaftlich war. Lehrer umarmten ihre Schüler, sprachen auf dem Flur wie Kumpels mit ihnen über private Angelegenheiten oder Freizeitaktivitäten und hatten auch sonst immer ein offenes Ohr. Außerdem erhielt unsere Klasse jeden Freitag in Period  E ein Eis, Chips, Schokolade oder Ähnliches.

Aber auch das Verhältnis zwischen den Schülern war besonders herzlich. Jeder wurde akzeptiert, so wie er war. Ganze zweimal erschienen sogar Schüler in Schlafanzughose zur Schule. Ich muss zugeben, ich habe ganz schön blöd geguckt, als es mir auffiel!
Schulschluss war täglich um 15:30 Uhr.

Mit dem Englisch hatte ich in der Schule, gerade in family studies und home economics, vorerst einige Anlaufschwierigkeiten. Ich musste mich sehr konzentrieren, damit ich inhaltlich alles verstehen konnte, doch nach schon einer Woche blieb mein Wörterbuch zu Hause. Mein Vokabular und auch meine Aussprache haben sich schon in den ersten Wochen deutlich und merkbar verbessert und schon nach zwei Monaten fing ich an auf Englisch zu träumen und zu denken, womit ich eines meiner Ziele erreicht hatte.

Meine Freizeit habe ich überwiegend selbst gestalten dürfen. Es gab wenige Hausaufgaben, sodass ich mich nach der Schule meistens mit Freunden traf, um Shoppen zu gehen, Filme zu sehen oder später auch den Pool auszunutzen. Am Wochenende unternahmen wir dann gelegentlich Dinge mit unserer Familie. Wir fuhren zum Beispiel in die Art Gallery, an den Winnipeg Beach, nach Downtown, einkaufen  etc.
Am Ende meines Aufenthaltes erfüllten Joanne und ihr Freund, Dennis, mir noch meinen langersehnten Wunsch, in die USA zu fahren. Wir starteten früh am Morgen, gemeinsam mit meiner Freundin Hannah (Deutschland). Unser Ziel war das kleine Grand Forks in North Dakota. Leider war unser Aufenthalt nur relativ kurz,  jedoch haben wir die Zeit sinnvoll genutzt – wir waren shoppen!

Das Wetter in Winnipeg war einfach nur ein Traum! Ich hatte Glück und habe den wärmsten Winter miterlebt, an den die Leute sich erinnern konnten. Wobei man über die Definition von „warm“ auch streiten kann,  denn eine Nacht hatten wir eiskalte -48°C.

Auch sonst war es für meine Verhältnisse unglaublich kalt, morgens sind meine Wimpern regelmäßig eingefroren und es gab Tage, an denen ich es nicht länger als fünf Minuten draußen aushielt. Trotzdem denke ich gerne an diesen Winter zurück, da es für mich eine völlig neue Erfahrung war.
Der Sommer, den ich zum Teil noch miterleben durfte, war das komplette Gegenteil. Wir hatten wochenlang 30°C im Schatten, sodass man es ohne Pool und Klimaanlage nur schwer aushalten konnte. Meine Gastfamilie besaß glücklicherweise beides.

Zusammenfassend war meine Zeit in Kanada einfach nur unbeschreiblich aufregend und ereignisreich. Ich bereue es kein Stück, dass ich mich damals für Kanada entschieden habe und kann nur jedem, der ins Ausland möchte, raten, dass er dies tut!

Sicherlich gibt es Momente, in denen man nur noch nach Hause möchte, aber die gehen genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Am Ende Eurer Zeit seid Ihr nicht nur um viele Erfahrungen reicher, sondern habt außerdem eine „zweite“ Familie am anderen Ende der Welt und Freunde rund um den Globus verteilt.

Ich habe in den vergangenen fünf Monaten viel über mich selbst, als auch über andere Personen, gelernt und bin an der Herausforderung – auf sich selbst gestellt zu sein – unheimlich gewachsen.

Neuste Erfahrungsberichte